Kursbeschreibung

Im April 1945 wurde der Kreis Herford durch die 5. US-Panzerdivision befreit und ab Mai von britischen Streitkräften besetzt. Zu den drängendsten Aufgaben gehörte fortan, neue Ordnungsstrukturen zu etablieren und den kriegsbedingten Mangel an Nahrungsmitteln, Wohnraum und Kohlen zum Heizen zu beheben. Sowohl für die Versorgung der lokalen Bevölkerung wie auch für die Versorgung der alliierten Besatzungstruppen war folglich die Erhaltung einer arbeitsfähigen Zivilverwaltung entscheidend. Lokale Verwaltungsapparate zeigten sich jedoch eng mit den örtlichen Parteistrukturen der NSDAP verwoben, was die alliierten Besatzungskräfte vor schwierige Entscheidungen stellte: Nicht gegen die Verflechtung zwischen Verwaltung und Partei vorzugehen, stand sowohl moralisch-normativen wie auch militärstrategischen Prinzipien klar entgegen. Der allgemeine Mangel an eindeutig unbelasteten Verwaltungsfachleuten machte eine allzu engagierte Überprüfung politischer Gesinnungen allerdings zugleich unattraktiv.
Im Vortrag soll anhand archivarischer Quellen aus dem Stadtarchiv Löhne und dem Kommunalarchiv Herford beleuchtet werden, wie sich die Verflechtung zwischen örtlicher NSDAP und Löhner Amtsverwaltung gegen Ende des Zweiten Weltkrieges gestalteten und wie mit diesem Problem in der Frühphase der Entnazifizierung umgegangen wurde.
Hinweis: Der Vortrag basiert auf einem Beitrag des Referierenden für den 31. Band des historischen Jahrbuches des Kreises Herford, der Mitte November 2023 im Buchhandel erschienen ist.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Seniorenbeirat statt.